100 Jahre Praxis Zolk

Ein Jahrhundert Familientradition

Mein Großvater Fritz gründete die Praxis Zolk 1924. Begonnen hat mein Großvater im Nebenzimmer des Gasthauses zur Eisenbahn in Blaufelden, deren Eigentümer meine Urgroßeltern waren. Hier lernte der Rheinländer mit dem sonnigen, herzerfrischenden Gemüt die hohenloher Gastwirtstochter, meine Großmutter, Emilie kennen und lieben und blieb so Blaufelden erhalten

Im Nebenzimmer der Wirtschaft hat er manch leidenden Patienten Zähne gezogen. Bezahlt wurde in bar und in Naturalien. Sie bauten ein Haus und legen den Grundstein für die Praxis an der Kaiserstraße. Er war ein sehr gefragter Dentist. Zahnärzte waren in Hohenlohe rar gesät. Deshalb hatte er auch eine Filiale in Gerabronn und Brettheim und ist anfangs mit seinem Fahrrad und seinem Besteck im Gepäck regelmäßig die Orte abgefahren. Es war eine ONE-Man-Show.

„Des wor dr erschde Zou den dr Zolk mir zouche hat. Un Du, des Enkele, bisch dr Zolk, der mir de ledschde Zou rupfd.“

Eine Anekdote hat mir eine sehr alte Patientin aus Lindlein erzählt:

„i hob Zouwä ghot und dann bin i mim Fohrredle nach Blafelde zum Zolk gfohre und do hat Däi Großvatter die Buchehecke gschniede und Mouschd drunge, walls sou haas wor, no hat dr zu mir gsocht Madla kumm lieber morche widder i will dr haid ned wäh donne, no rupf mr den Milchzou.

Des wor dr erschde Zou den dr Zolk mir zouche hat. Un Du, des Enkele, bisch dr Zolk, der mir de ledschde Zou rupfd.“

Als mein Vater Mitte der 50 Jahre die Praxis übernahm, hatte mein Großvater aufgrund eines Stromschlags durch ein schlecht isoliertes Kabel nicht mehr so arbeiten können wie er wollte und so hat er schon mehrere AusbildungsAssistenten zu seiner Entlastung angestellt und ausgebildet. Mit die ersten waren das Ehepaar Theobaldt, das dann eine erfolgreiche Praxis in Crailsheim gründete. Mein Großvater starb leider bevor es die ersten Herzschrittmacher gab.

Mein Vater war überaus beliebt und einfühlsam zu seinen Patienten.

Er arbeitete von morgens früh um 7 Uhr. In den extremsten Zeiten waren es 90 Patienten täglich. Die Patienten standen Schlange bis auf die Straße.
Und Feierabend war dann, wenn der letzte Patient versorgt war. Einige meiner Patienten erzählen mir noch heute wie sie immer noch das brummende Geräusch des Amalgammischers hören, wenn sie die Abkürzung übers Zolks Bückele zum Bahnhof gelaufen sind. Und das war oft bis tief in die Nacht.

Das berichten mir noch heute einige alte Stammpatienten. Dann reparierte mein Vater Prothesen in seinem Laboratorium oder hat Ring-Deckel-Kronen mit offener Flamme und Handschleuder hergestellt. Heute undenkbar.

Meinem Vater, geschweige denn meinem Großvater wäre die Praxis geschlossen worden unter den heutigen Anforderungen mit zum Teil unsinnigen Vorschriften. Aber die Hohenloher leben alle noch und sind alle durch die Behandlungsmethoden nicht erkrankt.

„Das war immer der große Traum meines Vaters“

Als gelernter Zahntechniker machte mein Vater die Zahntechnik selbst. Ich war abends oder am Wochenende oft dabei. Als kleiner Bub hab ich meine Eltern nur zu Zweit in der Praxis erlebt.

Mein Vater mit seinem weißen Mantel sehe ich gedanklich heute noch am Waschtisch stehen, wie er mit Kernseife und Wurzelbürste seine Hände nach jedem Patienten wusch. Und meine Mutter mit ihren schwarzen Haaren und im weißen Kittel, die die Patienten hinter dem weißen Schreibtisch empfing. Wie man das eben noch in so einigen Alten Schwarz-Weiß-Filmen sehen kann. Meine Mutter war in der Praxis Mädchen für alles und sprang kurz vor Mittag in die Küche und zauberte was auf den Tisch. Ich frage mich heute wie sie das alles geschafft hat. Praxisverwaltung, Assistentin, 4 Kinder, Großeltern, den Haushalt und den Mann. Wir hatten trotz allem eine schöne Kindheit, obwohl unsere Eltern wenig Zeit hatten.

70er Jahre

In den 70ern baute mein Vater seine Praxis weiter aus und führte eine Bestellpraxis ein. Wir, meine Geschwister und ich, wurden von meinem Vater in die Zahntechnik eingeführt und machten kleinere Laborarbeiten, um unser Taschengeld aufzubessern. Meine Schwester Marion läutete zu der Zeit die 3.Generation in der Praxis ein. Nach meinem Abitur machte ich, wie mein Vater, auch eine Ausbildung zum Zahntechniker. Mitte der 80er Jahre ist mein Bruder Wolfram, in 3.Generation, in die Praxis miteingestiegen. Das war immer der große Traum meines Vaters. Unser Vater ist Ende der 80er völlig überraschend von uns gegangen.

Zu dieser Zeit studierte ich in Marburg Zahnmedizin. Habe Promoviert und dann meine Assistenzzeit in Hameln bei einem Kieferchirurgen, seines Zeichen AdmiralArzt a.D. , (alte Schule) gemacht und habe dort das operieren gelernt. Ich höre heute noch seinen Befehlston: „Zolk!, wir schreiben die Patienten Maximal 3 Tage krank, denn Deutschland muss auf die Beine kommen“. Und so halte ich das heute noch.

Bis in die 90er haben mein Bruder Wolfram und ich die Praxis gemeinsam geführt. Aus dem PraxisLabor entwickelte sich ein Gewerbliches Labor durch meinen jüngeren Bruder Tilo.

90er Jahre

Wir haben seit den 90er Jahren Amalgam aus unserer Praxis verbannt und uns der ganzheitlichen Zahnmedizin zugewandt. Durch die Akupunktur, Homöopathie und Kinesiologie erweiterten wir unser Spektrum und Wissen auf der Alternativ-Medizinischen Basis.

Ende der 90er leite ich die Praxis Zolk und meine Frau Renate steht mir seit Anfang an zur Seite. Wir haben einen erfolgreichen Prophylaxe Shop und bieten eine medizinische Ernährungsberatung an. In den 90er Jahren habe ich die Zahnprophylaxe in die Praxis eingeführt. Damals wurde ich mit den Worten belächelt: „das bringt doch eh nix und so gräbst Du Dir nur selber das Wasser ab“. Aber mit meiner Vision sollte ich Recht behalten. Jetzt pfeifen es die Spatzen von den Dächern und Krankenkassen beteiligen sich sogar an den Kosten für die professionelle Zahnreinigung.

 

Rückschau & Ausblick

Seit über 10 Jahren arbeite ich mit meiner geschätzten und engagierten Kollegin Dr. Sonja Hohmann zusammen.

Die Praxis Zolk hat im Laufe dieser 100 Jahre den Standort gewahrt und ist stetig gewachsen. Wir haben über die Jahrzehnte 16 Zahnärzte und über 50 Zahnarzthelferinnen ausgebildet. Einige unserer Assistenten haben sich im Schwäbisch Haller Kreis niedergelassen und führen erfolgreiche Praxen.

Unsere Tochter Johanna studiert zur Zeit noch Zahnmedizin. Und in ein paar Jahren, wenn sie auch andernorts Erfahrung gesammelt haben wird, wird sie, so hoffe ich und viele Blaufelder, die 4. Zahnarzt-Generation Zolk in Blaufelden einläuten.

Unsere Praxis hat viele Veränderungen und Fortschritte miterlebt. Angefangen von den Behandlungen im Nebenzimmer des Gasthauses zur Eisenbahn mit Schnaps als Narkosemittel bis hin zu atraumatischen Behandlungen durch minimal-invasive Techniken von heute. Und der Fortschritt geht weiter und wir sind dabei.

Ich möchte mich bei meinen Ahnen, allen Patienten, besonders bei meinem herausragenden Team, den Assistenzzahnärzten, meiner Familie und besonders bei meiner Frau Renate bedanken, die mit zum Erfolg und zum Bestehen der 100 Jahre Praxis Zolk beigetragen haben.
Es ist für uns alle ein Ort der Vertrauens und der Geborgenheit.

 

Danke , herzlichst Ihr

Dr. Wilfried Zolk